Praxistipps: Die BWA richtig lesen

Umsatz und Rentabilität sind vermutlich die wichtigsten BWA-Kennzahlen für Controlling und Unternehmenssteuerung. Die Rentabilität wird dabei üblicherweise in fünf Ebenen abgebildet:
 

  • Rohertrag
  • Betrieblicher Rohertrag
  • Betriebsergebnis
  • Ergebnis vor Steuern
  • Vorläufiges Ergebnis
     

Der Rohertrag ist somit die zentrale Input-Größe für alle anderen Ergebnisse: Er wird als Differenz aus der sog. Gesamtleistung  und dem Materialaufwand  berechnet - je höher die Gesamtleistung, und je geringer der Materialaufwand, desto höher der Rohertrag. 

Die Gesamtleistung wiederum ist die Summe aus Umsatz  und Bestandsveränderungen der fertigen und unfertigen Erzeugnisse (FE/UE). Bestandsaufbau erhöht somit die Gesamtleistung, Bestandsabbau vermindert sie. Der Materialaufwand wird hierdurch der tatsächlichen, in der jeweiligen Periode erbrachten Leistung korrekt zugeordnet. So weit, so klar.

Erhöhter Klärungsbedarf zur Aussagekraft des Rohertrages entsteht immer dann, wenn zum Beispiel

  • die Bestandsveränderungen  FE/UE  nicht laufend erfasst werden, die Gesamtleistung also unterjährig nur mit dem Umsatz gleichgesetzt wird (der Rohertrag ist nicht aussagekräftig, da Bestandsveränderungen erst im Jahresabschluss konsolidiert werden!),  
  • umfangreicher Material-/Wareneinkauf  im Vorlauf erfolgt und hierdurch einzelne Monate übermäßig belastet werden, während andere entlastet werden (monatlich stark schwankender Rohertrag!),
  • sich der Mix im Material- und Wareneinkauf  spontan ändert, etwa durch einen erhöhten Anteil an Fremdleistungen oder Materialbeistellungen (spontane Änderung der Kostenstruktur mit Auswirkungen auf den Rohertrag!).

In allen Fällen werden die nachfolgenden Ergebnisse der Rohertragsentwicklung mehr oder weniger folgen und bedürfen genauerer Klärung. 

Im Extremfall können unterjährig sogar laufend negative Ergebnisse auftauchen, welche dann im Jahresabschluss wieder ins Positive drehen. In Branchen wie z.B. dem Anlagenbau kommt dies vor, wenn hohe Materialvorlaufkosten mit abrechnungsbedingt verschobenem Umsatz zusammenfallen und gleichzeitig auch die Bestandsveränderungen nicht laufend erfasst werden. In diesem Fall sind die monatlich in der BWA ausgewiesenen Ergebnisse nicht wirklich aussagekräftig.

Fazit: Bestandsveränderungen sollten möglichst monatlich erfasst, Zeitpunkt und Mix des Materialaufwandes berücksichtigt werden. Nur dann sind der Rohertrag und die nachfolgenden Ergebnisse transparent.