Praxistipps: Liquiditätsplanung richtig anlegen

Die Liquiditätsplanung stellt den Verlauf der freien Liquidität dar, also derjenigen Finanzmittel, über die das Unternehmen tatsächlich verfügen kann. Hierzu wird der Kontostand am Beginn jeder Planungsperiode mit den Ein- und Auszahlungen und eventuell vorhandenen Kontokorrentlinien fortlaufend verrechnet. Beispiel:
 

 

Periode 1

Periode 2

Periode 3

Kontostand EIN

10.000

10.000

0

Einzahlungen

20.000

10.000

15.000

Auszahlungen

20.000

20.000

20.000

Kontostand AUS

10.000

0

-5.000

Kontokorrentlinie

50.000

50.000

50.000

Freie Liquidität

60.000

50.000

45.000


Was sich einfach anhört, birgt im Detail doch einige Fallstricke. Hierzu folgende Tipps: 
 

  • Die Liquiditätsplanung wird in der Praxis oft aus der Rentabilitätsplanung abgeleitet. Geplante Einzahlungen aus Umsatzerlösen können dabei mit den geplanten Umsätzen übereinstimmen, müssen es aber nicht. Übereinstimmungen sind u.a. möglich bei sehr kurzen Zahlungszielen oder einem sehr gleichmäßigen Geschäftsverlauf, bei dem sich Verschiebungen aufgrund des Zahlungsziels ausgleichen. Bei sehr langen Zahlungszielen oder ungleichmäßigem Geschäftsverlauf (z.B. Projektgeschäft mit Anzahlungen und Abschlagszahlungen; Ratenzahlungen) stimmen Einzahlungen und fakturierte Umsätze oft nicht mehr überein und sollten unter Berücksichtigung der Periodenverschiebungen und jeweiligen Besonderheiten geplant werden.  
     
  • Offene Posten (OPOS), also zum Planungszeitpunkt offene Debitoren- und Kreditorenrechnungen, sollten immer berücksichtigt werden, da damit einhergehende Kontobewegungen sonst nicht nachvollzogen werden können. Die Summen- und Saldenliste erfasst Forderungen und Verbindlichkeiten in Gänze, nicht jedoch nach Fälligkeit. Deshalb sollten die OPOS-Listen nach Fälligkeit ausgewertet und die betreffenden Ein- und Auszahlungen in die Liquiditätsplanung eingestellt werden. Der geplante Kontostand sollte dann zumindest zum Jahresende mit der Realität besser übereinstimmen.
     
  • Die üblichen OPOS-Listen berücksichtigen oft nur Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (offene Kunden- und Lieferantenrechnungen). Andere Positionen, etwa von Versicherungen, Krankenkassen, Sozialversicherungen oder Finanzamt, werden meist nicht erfasst. Sie können jedoch mit Vorauszahlungen, Nachzahlungen, Erstattungen etc. ebenfalls zu erheblichen Verzerrungen der Planung führen und sollten gegebenenfalls zusätzlich ermittelt und eingeplant werden. In der Regel finden sich die betreffenden Werte in der Summen- und Saldenliste.
     
  • Umsatz- und Vorsteuern sind aus den Planumsätzen und -kosten zu errechnen und die Zahllasten periodengerecht einzuordnen, d.h. unter Berücksichtigung des Status als Ist- oder Soll-Zahler sowie der planmäßigen Zahlungstermine. Bei Dauerfristverlängerung mit 1/11 Sondervorauszahlung ist um einen Monat versetzt zu planen. Die tatsächlich berechneten Umsatz- und Vorsteuern jedes Monats können der betreffenden Summen- und Saldenliste entnommen und mit den jeweiligen Planwerten abgeglichen werden. Damit lassen sich hohe Planungsgenauigkeiten erzielen.
     
  • Ertragssteuern (GewSt, ESt, KSt) sollten dem Planergebnis entsprechend als kalkulatorische Steuern eingeplant werden. Hilfreich ist dabei in jedem Fall eine unterjährig fortgeschriebene Steuerschätzung durch den Steuerberater.
     
  • Kapitaldienste sind in der Rentabilitätsplanung nur mit den jeweiligen Zinsanteilen, nicht jedoch mit den Tilgungsanteilen abgebildet. Letztere sind daher in die Liquiditätsplanung gesondert aufzunehmen.
     
  • Aufzunehmen sind ebenfalls die geplanten Investitionen und bei Personengesellschaften die Privatentnahmen und Privateinlagen.
     
  • Last not least: Sind neue Finanzierungen geplant, etwa Darlehen oder Beteiligungen, so sind diese periodengerecht einzuplanen und gegebenenfalls die jeweiligen Kapitaldienste zu ergänzen (Zinsen, Provisionen etc.). Ebenfalls sind geplante Förderzuschüsse aufzunehmen.   


Fazit: Bei Beachtung dieser Tipps sollte die Liquiditätsplanung mit der Realität recht gut übereinstimmen. Die Planung sollte regelmäßig aktualisiert (fortgeschrieben) werden. Mit einer solchen sog. rollierenden Planung werden mit jeder Überarbeitung immer höhere Genauigkeiten erzielt. Zur Vereinfachnung dieser und anderer Planungen stellen wir unseren Mandanten passgenaue Tools zur Verfügung.