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Praxistipps: Die Unternehmensbonität managen – Teil I

Der Begriff Bonität wird üblicherweise mit Kreditwürdigkeit übersetzt. Dabei gilt: gute Bonität bedeutet hohe Kreditwürdigkeit. Schlussendlich drückt die Bonität also die Wahrscheinlichkeit aus, mit der ein Kredit zurückgezahlt werden kann – oder das Risiko, dass er im schlimmsten Fall ausfällt. 

Die Bonität entscheidet damit maßgeblich darüber, ob man überhaupt einen Kredit erhält, und wenn ja, zu welchen Konditionen. Dies betrifft vor allem die Zinsen: diese müssen zwangsläufig an die Bonität des Kreditnehmers angepasst werden, da die Eigenkapitalanforderungen, die an das Kreditinstitut gestellt werden, vom Ausfallrisiko abhängen. Eine gute Bonität ist damit für jedes Unternehmen wichtig, das einen Kredit beantragen und diesen möglichst günstig finanzieren möchte.

Die Bonitätsmessung

Die Bonität wird von Kreditgebern in einem meist standardisierten Verfahren beurteilt. Anhand der Ausprägung bestimmter Merkmale wird dann ein sogenanntes Rating erstellt – das zentrale Werkzeug im Risikomanagement von Kreditinstituten. Das individuelle Rating entspricht der Einordnung des potenziellen Kreditnehmers in sogenannte Ratingklassen auf einer Masterskala. Diese können etwa von 1 bis 15 (Sparkassen Finanzgruppe), 0 bis 4 (VR-Finanzgruppe) oder 100 bis 600 (Wirtschaftsauskunft Creditreform) reichen, wobei einzelnen Klassen noch weiter unterteilt sein können. Jeder Wert – der sogenannte Score – entspricht einem bestimmten Kreditausfallrisiko und es gilt: Je niedriger der Score, umso geringer die Ausfallwahrscheinlichkeit und desto besser das Rating. 

Wichtig zu wissen: Ratings können nicht nur Kreditentscheidungen des beurteilenden Kreditinstituts, sondern auch Engagements eingebundener Partnerinstitute beeinflussen, etwa von Bürgschaftsbanken oder Beteiligungsgesellschaften.  

Die Bonitätsmerkmale  

In die Unternehmensbonität gehen zahlreiche Faktoren ein, die grob nach qualitativen („weichen“) und quantitativen („harten“) Merkmalen unterschieden werden. Zu den qualitativen Merkmalen gehören etwa: 

  • Sektor, Branche und Marktumfeld
  • Unternehmensgröße und -Alter
  • Geschäftsmodell und Nachhaltigkeit
  • Management
  • Nachfolgesituation
  • u.a.m.

Zusätzlich werden individuelle Merkmale hinzugezogen, etwa: 

  • Kontoverlauf
  • Höhe und Dauer der Kontokorrent-Auslastung
  • Auftreten und Umgang mit Kontoüberziehungen
  • Einhalten von Kreditauflagen   
  • Kommunikation und Kooperationsverhalten
  • u.a.m. 

Zu den quantitativen Merkmalen gehören bestimmte Finanzkennzahlen, welche vor allem aus Jahresabschlüssen und betriebswirtschaftlichen Auswertungen entnommen werden (siehe unten). 

Das Bonitätsmanagement 

Viele Bonitätsmerkmale können gezielt beeinflusst werden, etwa durch: 

  • erfahrenes Management
  • frühzeitige Nachfolgeregelung
  • professionelle Kontoführung
  • aktive und zuverlässige Finanzkommunikation
  • effektive Finanzplanung und Controlling
  • aktives Management der Finanzkennzahlen 

Letzteres bietet einen besonders wirksamen Ansatzpunkt zur Bonitätsverbesserung. Nachfolgend werden ausgewählte Kennzahlen kurz vorgestellt. In Teil II dieses Beitrags folgen Tipps, wie sie in der Praxis optimiert werden können. 

Die Finanzkennzahlen 

Die nachfolgenden Faktoren gehen ins Rating ein und sollten deshalb aktiv controlled und gemanagt werden:

Finanzkraft

Diese betrifft die finanzielle Substanz des Unternehmens, sozusagen die „innere Stärke“ und Widerstandskraft. Relevante Kennzahlen sind die absolute und relative Höhe des Eigenkapitals, etwa im Verhältnis zum Fremdkapital und der Bilanzsumme. Höhe und Veränderungen des Eigenkapitals sind besonders in wirtschaftlich schwierigen Situationen sowohl finanziell als auch rechtlich bedeutsam. 

Liquidität

Liquidität betrifft die Fähigkeit, Verbindlichkeiten vollständig und fristgemäß zu begleichen. Sie wird durch mehrere Kennzahlen ausgedrückt, etwa die verfügbaren liquiden Mittel, die verfügbaren Kontokorrentlinien sowie kurz- und mittelfristig liquidierbare Mittel (Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Vorräte), jeweils im Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Auch das Verhältnis von Forderungen zu Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie die Kunden- und Lieferantenziele gehören hierzu.  

Rentabilität

Die Rentabilität drückt die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens aus, also seine Fähigkeit, profitabel zu arbeiten und Gewinne zu erzielen. Sie kann auf verschiedenen Ebenen gemessen werden, vom Rohertrag über das Betriebsergebnis (EBIT) bis zum Jahresüberschuss. Hinzu kommt der sogenannte Cashflow, also das Betriebsergebnis plus Abschreibungen. Wichtig sind jeweils die absoluten Werte und ihr Verhältnis zur Gesamtleistung.

Finanzierungsstruktur

Diese beschreibt, ob das Unternehmen „gesund“ finanziert ist, also bestimmte finanzielle Erfahrungs- und Richtwerte eigehalten werden (u.a. goldene Finanz-, Bank- oder Bilanzregel). Betrachtet werden dabei unter anderem die Finanzierung des Anlagevermögens, des Umlaufvermögens, des sogenannten Working Capital sowie der Verschuldungsgrad.  

Für viele der genannten Kennzahlen gibt es Zielwerte, die im Idealfall erreicht werden sollten (sogenannte Benchmarks). Soll/Ist-Vergleiche können insofern als Indikatoren für die wirtschaftliche und finanzielle Verfassung des Unternehmens dienen. Eine pauschale, allgemeine Bewertung ist damit jedoch kaum möglich, da Einflussfaktoren wie Branche oder Unternehmensgröße und -Alter berücksichtigt werden müssen. Auch ist nicht jede Kennzahl für jedes Unternehmen wirklich relevant - hier passen die Kreditinstitute ihre Ratingsysteme in der Regel individuell an.  

Fazit:

Die Bonität eines Unternehmens entscheidet maßgeblich über Verfügbarkeit und Konditionen von Krediten. Sie wird anhand qualitativer, individueller und quantitativer Merkmale beurteilt und in einem sogenannten Rating beschrieben. Dieses entspricht quasi einer Bonitätsnote.  

Zu den quantitativen Merkmalen gehören Kennzahlen zur Finanzkraft, Liquidität, Rentabilität und Finanzierungsstruktur des Unternehmens. Diese finden sich in Jahresabschlüssen und betriebswirtschaftlichen Auswertungen. Sie sollten regelmäßig controlled und möglichst optimiert werden, um vorteilhafte Kreditkonditionen zu sichern.  

Dieser Beitrag wird fortgesetzt. Erfahren Sie dann, wie Sie bestimmte Kennzahlen im Sinne besserer Bonität beeinflussen.