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Praxistipps: Unternehmenskrisen wirksam bekämpfen

Unternehmenskrisen kommen in aller Regel nicht über Nacht. Sie entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum, manchmal über Jahre, begünstigt etwa durch Fehleinschätzungen und zu lange Tolerierung von Krisensymptomen und Fehlentwicklungen. Die Lage kann sich auf diese Weise allmählich verschärfen und schließlich in einer ernsthaften Liquiditätskrise mit Zahlungsschwierigkeiten bis hin zur drohenden Zahlungsunfähigkeit enden. Wird dann erst ein Sanierungsprojekt gestartet, kann es aus Praxissicht oft schon zu spät sein.

Verlorene Zeit ist kaum aufzuholen

Die zuvor verlorene Zeit kann in einer akuten Liquiditätskrise oft nicht mehr aufgeholt werden – weil im Unternehmen zu viele, oft einschneidende Maßnahmen in zu kurzer Zeit geplant und angeschoben werden müssen. Zudem müssen sie intern und extern auch noch zur Wirkung gebracht werden. In der Praxis bedeutet das:

  • Die benötigte kurzfristige Trendwende, etwa bei Umsatzwachstum, Profitabilität, Cashflow oder Liquidität, ist nicht realistisch.
  • Der Nachweis zwingender Finanzierungskriterien, etwa Kapitaldienstfähigkeit und Durchfinanzierung in einen bestimmten Zeitraum, ist planerisch nicht mehr seriös darstellbar.
  • Dringend benötigte frische Liquidität, etwa in Form eines Sanierungskredites bzw. einer Überbrückungsfinanzierung, kann nicht mehr eingeworben werden.

Die Folgen sind gravierend: entweder harte, einschneidende Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen - oder die Insolvenz. Wie aber können Sie diese Entwicklung vermeiden?

Krisensymptome ernst nehmen

Es gibt eine Reihe von untrüglichen Anzeichen dafür, dass sich ein Unternehmen in Schwierigkeiten befindet. Hierzu zählen u.a.:

  • Auftrags-, Umsatz- und Ergebnisrückgang
  • Verluste (insbesondere auf Betriebsergebnisebene)
  • Verzehr von Eigenkapital, Bildung von Negativkapital (sog. Unterbilanz)
  • Volle Auslastung der Kontokorrentlinien, Überziehungen, Rücklastschriften
  • Verlängerte Zahlungslaufzeiten (Kreditoren)
  • Zunahme überfälliger Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
  • Verzehr von Betriebsmitteldarlehen, Privatdarlehen etc., ohne dass eine nachhaltige Besserung der Liquiditätslage eintritt.

Treten diese Symptome wiederholt oder nachhaltig auf, werden also zum Dauerzustand, so ist dringend Handlungsbedarf geboten. Beraterinnen und Berater im Umfeld des Unternehmens (z.B. Steuerberatung, Firmenkundenberatung Ihrer Hausbank) werden Sie im Zweifel rechtzeitig sensibilisieren und unterstützen. Verlassen Sie sich aber nicht darauf, werden Sie rechtzeitig selbst aktiv!

Krisenstadien analysieren

Die genannten Krisensymptome weisen jeweils auf bestimmten Krisenstadien hin. Um wirksame Gegenmaßnahmen einleiten zu können, sollten Sie sich daher zunächst Klarheit über die aktuelle Krisensituation verschaffen. Hierzu sollten Sie sich bewusst machen, dass Unternehmenskrisen im Verlaufe ihrer Entwicklung meist einen Lebenszyklus durchlaufen, in welchem verschiedene Krisenstadien aufeinander folgen. Es sind dies von oben nach unten:

  • Stakeholderkrise (Kommunikations-, Vertrauens- und Führungsprobleme)
  • Strategiekrise (Probleme mit Geschäftsmodell und strategischer Ausrichtung)
  • Produkt- und Absatzkrise (Probleme mit Leistung, Marketing, Vertrieb, Umsatz)
  • Erfolgskrise (Probleme mit Kosten und Ergebnis)
  • Liquiditätskrise (Probleme mit der Zahlungsfähigkeit)
  • Insolvenzreife(kurzfristig absehbare Zahlungsunfähigkeit)

Stellen Sie also zunächst fest, in welchem Krisenstadium Sie sich befinden, und ob eventuell bereits weitere, vorgelagerten Krisenstadien durchlaufen wurden. Sind die zutreffenden Krisenstadien bekannt, sollten Sie diese auf die jeweiligen Ursachen hin analysieren und mit passgenauen Gegenmaßnahmen belegen.

Fazit: Unternehmenskrisen können auftreten, müssen sich aber nicht existenzbedrohend entwickeln. Je früher sie erkannt und bekämpft werden, umso wirksamer können Sie eine Verschärfung stoppen. Auch sind dann Ihre Chancen, frische Finanzmittel für Sanierungsmaßnahmen einzuwerben, deutlich größer.