Aktuelle Begriffe aus dem Innovationsmanagement – heute: Fuckup Night

Das berüchtigte F-Wort erfreut sich vor allem im angelsächsischen Bereich einer gewissen Beliebtheit – allerdings nur in ausgesprochen informeller Kommunikation. Zuweilen wird es auch als bewusstes – bisweilen provokantes – Stilmittel in bestimmten künstlerischen Kontexten verwendet. Offiziell gilt der Begriff als ordinär und verpönt und wird daher in der formellen Sprache, also in schriftlicher, öffentlicher und professioneller Kommunikation, strikt vermieden.

Umso bemerkenswerter ist die zunehmende Verwendung im Zusammenhang mit einer bestimmten Art von öffentlichen Veranstaltungen, den sog. Fuckup Nights.

Was ist damit gemeint?

Als Verb bedeutet to fuck up in etwa, etwas zu vermasseln oder Mist zu bauen. Als Substantiv ist ein Fuckup also etwas, das gründlich schief und daneben gegangen, also misslungen ist. Im Zusammenhang mit Innovation können damit insbesondere gescheiterte Unternehmensgründungen (Start-ups), aber auch Geschäftsideen, Entwicklungsprojekte, Markteinführungen und ähnliche Vorhaben gemeint sein. 

Eine Fuckup Night ist eine Veranstaltung, in der es um diese Art von beruflichen Misserfolgen geht: Menschen, denen etwas misslungen ist, berichten über ihre Erfahrungen und insbesondere darüber, wie es dazu gekommen ist, was sie dabei empfunden haben, was sie daraus lernen konnten und wie sie die Krise überwunden haben. Ziel der Veranstaltungen ist somit, Erfahrungen anhand von konkreten Beispielen weiterzugeben, Mut zu machen und aus Fehlern zu lernen.

 „Schöner scheitern“ – ein zutreffendes Motto?  

Die Vortragenden selbst sind in aller Regel mittlerweile wieder erfolgreich. Sie berichten also nicht aus einer Situation der Niederlage heraus, sondern im Bewusstsein, diese erfolgreich überwunden zu haben. Natürlich gelingt dies nicht allen Gescheiterten. Deren Interesse, auf den Veranstaltungen aufzutreten, ist daher eher gering. Slogans wie „Schöner scheitern“, „Scheitern ist sexy“ oder „Die Kunst des Scheiterns“, mit denen manche Fuckup Nights beworben werden, erscheinen daher nicht wirklich zielführend: Das Scheitern an sich dürfte den allerwenigsten Menschen Spaß bereiten – wohl aber das erfolgreiche Durchstarten danach.  

Aus Fehlern lernen

Fehler, insbesondere die Tatsache, Fehler machen zu dürfen und aus Fehlern zu lernen, spielen als sog. Fehlerkultur für dieInnovationskultur eines Unternehmens eine herausragende Rolle. Schon immer wurde daher versucht, Fehler systematisch für die Verbesserung von Innovationsprozessen und anderen Arbeitsabläufen zu nutzen.  

So gehören etwa Projektabschlussgespräche (sog. Post-Mortem-Analysen) und das Prinzip der Lessons Learned von jeher zu professionellem Projekt- und Innovationsmanagement. Diese Instrumente werden aus naheliegenden Gründen innerbetrieblich genutzt.

Mit den Fuckup Nights ist nun ein weiteres, in diesem Fall öffentliches und zugleich sehr persönliches Lernformat dazugekommen. Das Ziel ist dabei das Gleiche: Fehler lassen sich nicht vermeiden, sie können und dürfen passieren – so lange man daraus lernt.   

Bei Fuckup Nights handelt sich um eine weltweite Bewegung, mit inzwischen zahlreichen regional organisierten Events auch in Deutschland. Informationen zu Veranstaltungen in Schleswig-Holstein finden Sie hier.