Wissensmanagement als Basis von Innovation

Ein Gastbeitrag von Silvia Schorta

www.wissenimwandel.com

Ein Wort erobert den Unternehmensalltag: Innovation. Nachdem aus einem Wachstumsmarkt zunehmend ein Verdrängungsmarkt wird, muss sich jedes Unternehmen Gedanken machen, wie es sein Fortbestehen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sichern soll. Innovation ist angesagt. Gablers Wirtschaftslexikon definiert Innovation so: die mit technischem, sozialem und wirtschaftlichem Wandel einhergehenden (komplexen) Neuerungen.

Nur: um Neuerungen einzuführen, braucht es das Wissen um das Bisherige. «Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern», wusste schon der französische Drehbuchautor und Regisseur André Malraux.

Ein gutes Wissensmanagement legt also die Basis von Innovation, bietet eine Struktur für Weiterentwicklungen und hilft, Neuerungen sinnhaft einzubinden.

Was ist Wissensmanagement?

Jedes Unternehmen besitzt eine Wissensbasis, die für den Erfolg mitverantwortlich ist. Diese Basis enthält problemspezifisches Wissen, welches als nicht-materielles Vermögen verstanden werden kann. Dieses Vermögen besteht zum Beispiel aus Kompetenzen, Know-how, Erfahrungen, Handlungswissen und Bildung von Mitarbeitern. Ziel des Wissensmanagements ist es, das nicht- materielle Vermögen einer Organisation operativ und strategisch zu verwalten.

Eine handlungsorientierte Definition von Wissensmanagement stammt von Susanne Hopf: Wissensmanagement bezeichnet den bewussten und systematischen Umgang mit der Ressource Wissen und den zielgerichteten Einsatz von Wissen in Organisationen. Zu Wissensmanagement gehört es, das im Unternehmen vorhandene Wissen zu identifizieren und transparent zu machen, um es anschließend verteilen, nutzen und weiterentwickeln zu können. […] Wissensmanagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Erreichung der organisationalen Ziele und orientiert sich deswegen unmittelbar an diesen.

Wissensmanagement als Querschnittsfunktion

Die Definition zeigt die vielfältigen Tätigkeiten auf, die unter dem Begriff Wissensmanagement zusammengefasst werden können. Aus diesem Grund kann die Disziplin als eine Querschnittsfunktion verstanden werden, die alle Bereiche einer Organisation einschließlich der Führung betrifft. Der letzte Teil der Definition verdeutlicht, dass Wissensmanagement immer an die Unternehmensziele gekoppelt sein sollte, da andernfalls die Gefahr besteht, dass Maßnahmen ins Leere laufen und Ressourcen unnütz verschwendet werden.

Die Bedeutung von Wissensmanagement steigt mit zunehmender Organisationsgröße. Denn je größer die Wissensbasis ist, desto schwerer ist es, diese im vollen Umfang für das Unternehmen zu nutzen.

Warum ist Wissensmanagement so wichtig?

E-Mails und lokale Ordner auf Mitarbeitercomputern sind wahre Wissenskiller. Sie sind entweder gar nicht oder nur bedingt geeignet zum Speichern und Teilen von Wissen innerhalb einer Organisation. Sie lagern das Wissen bei einem bestimmten Mitarbeiter (Kopfmonopol) und fördern eine Kultur der „Wissen ist Macht“-Philosophie und behindern somit das Teilen und Nutzbarmachen von Wissen zum Vorteil für das gesamte Unternehmen. Denn was passiert, wenn Mitarbeiter freiwillig oder unfreiwillig aus dem Unternehmen ausscheiden? Was wenn sie in den verdienten Ruhestand gehen? Das über Jahre angeeignete Wissen kann nur zu einem geringen Teil durch Übergabeprotokolle oder -dokumente übertragen werden und so geht ein Großteil verloren.

Ein Blick in die Wirtschaftspresse genügt, um die Aktualität des Themas zu verdeutlichen. Wissen wird immer häufiger als entscheidender Wettbewerbsfaktor wahrgenommen, Klassische Produktionsfaktoren sind mehr und mehr ausgereizt. Aus diesem Grund und im Zuge der Wandlung unserer Gesellschaft hin zur viel zitierten und seit langem prophezeiten Wissensgesellschaft rückt Wissen als Ressource seit Ende des 20. Jahrhunderts und seit einigen Jahren befeuert durch moderne Social Media und kollaborative Tools, wieder vermehrt in den Fokus des Interesses von Unternehmen. Führende Managementtheoretiker halten Investitionen in die Wissensressourcen eines Unternehmens bereits für profitabler als in materielles Anlagekapital.

Das Managen der eigenen Wissensbestände wird zur zentralen Herausforderung für alle Organisationen, die in diesem zunehmend wissensintensiven Wettbewerbsumfeld bestehen und ihre Wettbewerbsposition ausbauen wollen. Drei eng miteinander verbundene Trends tragen hierzu bei: die explosionsartige und fast exponentielle Vermehrung von Wissen, die Spezialisierung und die Globalisierung.

Innovation mit Wissen

Dauerte es nach Erfindung des Buchdrucks noch 300 Jahre, bis sich das weltweite Volumen der verfügbaren Informationsmedien verdoppelte, so geschieht dies heute alle 5 Jahre. Durch die Verdopplung des prozentualen Anteils von Forschungs- und Entwicklungsmitarbeitern an der gesamten Belegschaft westlicher Industrieunternehmen innerhalb der letzten 30 Jahre sieht die Entwicklung angewandter Technologien ähnlich aus.  

Genau hier setzt nun das Thema «Innovation» auf. Wissen ist zwingend nötig, um Innovation voranzutreiben. Zum einen hilft das Individualwissen, also das Wissen, das jeder Mitarbeiter hat, bei der Entwicklung von Produkten (Produkteinnovation), zum andern zeigt das Globalwissen des Unternehmens, wo Innovation sinnhaft eingesetzt werden kann (Kundenkreise, Märkte, usw.). Denn die beste Innovation verkauft sich nicht von selbst, wenigstens nicht am Anfang.

So kann der Erfolg eines Unternehmens gesteigert werden, wenn es gelingt, exzellente Problemlösungen auszumachen, zeitnah innerhalb der Organisation zu vermehren und weitreichend zu verbreiten. Dabei verliert Wissen, anders als andere Ressourcen, durch Weitergabe innerhalb des Unternehmens nicht an Wert, sondern steigert diesen noch. Wissensmanagement ist also gut investierter Aufwand in die Zukunft des Unternehmens.