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Praxistipps: Bilanzübersichten aus den Summen und Salden erstellen

Der offizielle Jahresabschluss mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung wird meist erst zwischen dem ersten und zweiten Quartal des Folgejahres fertiggestellt. Aber so lange müssen Sie nicht warten, um die Entwicklung Ihrer Vermögens- und Kapitalsituation einzuschätzen: 

Die Liste der Summen und Salden enthält alle aktuellen Daten zu Aktiva (Vermögen) und Passiva (Kapital). Sie steht Ihnen zusammen mit der BWA monatlich zur Verfügung und kann für die „Konstruktion“ einer praxisgerechten Bilanzübersicht verwendet werden. Damit sind Sie sofort in der Lage, die aktuelle Entwicklung anhand belastbarer Daten fachgerecht zu kommentieren, zum Beispiel in einem Bankgespräch. 

Wie gehen Sie am besten dabei vor?

1. Standardkontenrahmen prüfen

Mit welchem Standardkontenrahmen (SKR) arbeiten Sie? Sehr häufig werden die DATEV-Standardkontenrahmen SKR 03 oder SKR 04 verwendet. Diese bestimmen, wie die jeweiligen Vermögens- und Kapitalkonten in den Summen und Salden angeordnet werden. Zur Strukturierung werden dabei sogenannte „Kontenklassen“ gebildet. 

Der SKR 03 arbeitet mit drei Kontenklassen, die folgende Bilanzposten enthalten:

Kontenklasse

Wesentliche Bilanzposten

Kontenklasse 0
- Kontennummern bis 1000
  • Anlagevermögen
  • Verbindlichkeiten aus Finanzierungen
  • Gesellschafterdarlehen
  • Eigenkapital
  • Rückstellungen
  • Aktive Rechnungsabgrenzungsposten (ARAP)
  • Passive Rechnungsabgrenzungsposten (PRAP)
Kontenklasse 1
- Kontennummern ab 1000
  • Kasse
  • Konten
  • Forderungen
  • Vorsteuer
  • Übrige Verbindlichkeiten
  • Umsatzsteuer 
Kontenklasse 3
- Kontonummer 3980
  • Warenbestand


Der SKR 04 arbeitet mit vier Kontenklassen, die folgende Bilanzposten enthalten:

Kontenklasse

Wesentliche Bilanzposten

Kontenklasse 0
- Kontennummern bis 1000
  • Anlagevermögen
Kontenklasse 1
- Kontennummern ab 1000
  • Kasse
  • Konten
  • Forderungen
  • Warenbestand 
  • Vorsteuer
  • Aktive Rechnungsabgrenzungsposten (ARAP)
Kontenklasse 2
- Kontennummern ab 2000
  • Eigenkapital
Kontenklasse 3
- Kontennummern ab 3000
  • Rückstellungen 
  • Verbindlichkeiten aus Finanzierungen
  • Übrige Verbindlichkeiten
  • Umsatzsteuer
  • Passive Rechnungsabgrenzungsposten (PRAP)


2. Bilanzposten nach Aktiva und Passiva ordnen

Wie groß sind die Summen Ihrer Aktiva und Passiva? Legen Sie hierzu eine Tabelle in einer Tabellenkalkulation Ihrer Wahl an. Ordnen Sie die Bilanzposten nach Aktiva und Passiva an, tragen Sie die jeweiligen Salden ein und addieren Sie diese:

 

Aktiva

 

Passiva

Anlagevermögen

Salden

Summe

Eigenkapital

Salden

Summe

 

 

Rückstellungen  

Salden

Summe

Umlaufvermögen

  • Kasse
  • Konten 
  • Forderungen 
  • Warenbestand 
  • Vorsteuer
  • Aktive Rechnungsabgrenzungsposten (ARAP)

Salden

Summe

Verbindlichkeiten

  • Verbindlichkeiten aus Finanzierungen
  • Gesellschafterdarlehen 
  • Übrige Verbindlichkeiten
  • Umsatzsteuer
  • Passive Rechnungsabgrenzungsposten (PRAP)

Salden

Summe

Vermögen (Mittelverwendung)

Summe

Kapital (Mittelherkunft)

Summe


3. Korrekturen und Ergänzungen vornehmen 

Was fehlt noch? Ergänzen Sie das Eigenkapital um das vorläufige Ergebnis aus der aktuellen BWA. Und passen Sie gegebenenfalls Salden an, bei denen der EB-Wert (Eröffnungsbilanz) unverändert als Saldo übernommen wurde. Dies ist meist so lange der Fall, bis die endgültigen Werte für den Jahresabschluss ermittelt und in den Summen und Salden übernommen werden (etwa die Inventurwerte des Warenbestands oder die Rechnungsabgrenzungen). Sollten Sie also schon aktuellere Werte haben, setzen Sie diese ein.  

4. Die vorläufigen Bilanzsummen prüfen 

Wurde alles korrekt erfasst? Prüfen Sie jetzt, ob die Summen der Akiva und Passiva übereinstimmen. Wenn alle Werte korrekt sind, sollte dies der Fall sein. Abweichungen können zum Beispiel auftreten, wenn Bestandsveränderungen unterjährig nicht erfasst werden oder sich später noch Nachbuchungen, Korrekturen und Ähnliches ergeben. Das wird dann spätestens im Jahresabschluss aufgelöst. Im Idealfall gehen Aktiva und Passiva bereits unterjährig bilanzgerecht zu Null auf. 

5. Wesentliche Bilanzkennzahlen errechnen

Welche Erkenntnisse lassen sich ableiten? Sie haben jetzt eine vorläufige Bilanzübersicht erstellt und können wichtige Kennzahlen sofort ermitteln, etwa:

  • Liquiditätsgrade I-III
  • Eigenkapitalquote
  • Fremdkapitalquote
  • Verschuldungsgrad
  • Anlagendeckungsgrad I-II

und viele andere mehr. Wählen Sie einige Kern-Kennzahlen aus, die auf Ihre aktuelle Situation bzw. Ihr Unternehmen am besten zutreffen. Bei regelmäßigem Monitoring behalten Sie so laufend den Überblick. 

Fazit:

Mit der Liste der Summen und Salden und der BWA können Sie monatlich, vierteljährlich oder in jedem beliebigen anderen Intervall eine unterjährige Bilanzübersicht für die Praxis erstellen. Die jeweiligen Salden werden dabei nach Aktiva und Passiva geordnet und addiert. Aus diesen vorläufigen „Bilanzsummen“ können die für Ihr Unternehmen relevantesten Bilanzkennzahlen errechnet werden. Derart vorbereitet, sind Sie bei entsprechenden Rückfragen, etwa in Bankgesprächen, aussagefähig - bereits vor dem offiziellen Jahresabschluss mit der testierten Bilanz.