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Praxistipps: Nachfolgeregelung als Kriterium bei Kreditentscheidungen beachten

Mittelständische Unternehmen sehen sich seit längerem mit großen Herausforderungen bei der Regelung der Unternehmensnachfolge konfrontiert: Es finden sich immer öfter keine geeigneten Nachfolger oder Nachfolgerinnen, sei es innerhalb der Familie, des Unternehmens oder extern. Deshalb wird zunehmend geplant, das Unternehmen zu schließen. Entsprechend spielen Nachfolgeregelungen ab einem gewissen Alter des Antragstellers oder der Antragstellerin eine wichtige Rolle in Kreditgesprächen: Die finanzierende Bank möchte wissen, ob der Fortbestand des Unternehmens nachhaltig gegeben ist und wer die zukünftigen wirtschaftlich handelnden Personen sind.    

Geplante Übergaben und Schließungen halten sich etwa die Waage

Deutlich wird die Problematik im aktuellen Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2024 der KfW: So streben von 3,84 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland insgesamt 532.000 Unternehmen (13,9%) bis Ende 2028 die Übergabe an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin an. Andererseits planen bis Ende 2025 rund 231.000 Unternehmen und bis Ende 2028 noch einmal etwa 310.000 Unternehmen die Stilllegung. Damit stehen den potenziell übergebenen Unternehmen ähnlich viele potenziell geschlossene Unternehmen gegenüber (541.000, 14,1 %). 

Zu den Hauptgründen einer Schließung zählen mangelndes Interesse innerhalb der Familie (47%), das Alter des Unternehmers/der Unternehmerin (62%), sowie erfolglose (17%) oder zu aufwändige Nachfolgesuchen (13%). Einen passenden Nachfolger zu finden, wird auch von 73% der befragten Unternehmen als die mit großem Abstand wichtigste Hürde bei der Unternehmensnachfolge genannt (Prozentzahlen 2024, Mehrfachnennungen möglich).

Nachfolgekonzept für das Bankgespräch vorbereiten

Banken sind sich der Problematik bewusst und beziehen sie in Finanzierungsgespräche ein. Spätestens ab einem Alter von etwa 50 Jahren sollten Unternehmer und Unternehmerinnen damit rechnen, nach dem Stand ihrer Nachfolgeregelung gefragt zu werden. Man geht dabei davon aus, dass der gesamte Nachfolgeprozess, von der Nachfolgersuche bis zur Unternehmensübergabe, Einarbeitung des Nachfolgers und Rückzug des Altunternehmers rund 10-15 Jahre dauern kann. Dies liegt wesentlich an der Komplexität und nicht zuletzt auch an den emotionalen Faktoren, die mit einer Unternehmensübergabe verbunden sind. 

Erste Bausteine eines Nachfolgekonzepts können ein grober Zeitplan, die Richtung der Nachfolgersuche (Familie, unternehmensintern, extern) sowie Vorüberlegungen zu wesentlichen Zielen und Voraussetzungen für eine Unternehmensübergabe sein. 

Fazit: Neben finanziellen und wirtschaftlichen Kriterien sowie Aspekten der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells (ESG-Kriterien) berücksichtigen Banken auch die zukünftige Nachfolgeregelung, wenn es um Finanzierungsentscheidungen geht. Selbst wenn noch kein fertiges Konzept vorliegt, sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer der Problematik bewusst sein und im Kreditgespräch signalisieren, dass und wie sie sich damit befasst haben oder befassen werden. Die Thematik wird ab einem Lebensalter von etwa 50 Jahren relevant.